Gewohnheiten ändern – Was ist überhaupt eine Gewohnheit?
Gewohnheiten sind automatisch ablaufende Verhaltensweisen, die wir nicht mehr bewusst wahrnehmen. Aufgrund diese Unbewusstheit, ist es schwer ungeliebte Gewohnheiten zu ändern.
Die Abläufe unseres Körpers entstanden vor mehreren tausend Jahren. So ist unser Körper noch immer steinzeitlich geprägt. Zu der Zeit war Überleben schwierig. Die Nahrungsbeschaffung mühsam und anstrengend und das Gehirn daher darauf angewiesen Energie zu sparen. Diese Sparsamkeit bestimmt unser Handeln noch immer. Tätigkeiten, die uns vertraut sind, werden zu Automatismen, damit wir nicht mehr bewusst nachdenken müssen. Immer dann, wenn du etwas unbewusst tust, sparst du Energie.
Wie eine Gewohnheit entsteht
Um zu verstehen, was genau in unserem Gehirn abläuft, möchte ich dir das Ganze einmal anhand eines Beispiels erklären.
Wenn wir etwas Neues tun, dann haben wir im Gehirn noch keine vorgefertigten Handlungsstränge. Es ist wie das Laufen durch einen Urwald. Du musst dir deinen Weg selber bahnen und dir ggf. mit einer Machete eine eigene Schneise schlagen. Angenommen, du wiederholst dein neues Tun, dann muss das Gehirn keine neue Schneise mehr schlagen, sondern es nutzt den Pfad, den du dir bereits gebahnt hast. So wird der Weg mit der Zeit ein gut begangener Trampelpfad. Es ist zwar noch anstrengend, der erste Weg ist jedoch geebnet. Wenn du dein neues Tun jetzt weiter durchführst, dann wird aus dem Tampelpfad mit der Zeit ein gepflasterter Weg, dann ein asphaltierter Weg und schließlich eine zweispurige Straße. Ich denke das Prinzip ist soweit klar. Um so öfter du diese Tätigkeit dann ausführst, um so breiter und ausgebauter wird der Handlungspfad in deinem Gehirn, bis dort schließlich eine „Datenautobahn“ entsteht.
Diese fest ausgeprägte Autobahn gibt nun die Richtung vor und wie im echten Straßenverkehr, ist eine Abfahrt nur an dafür vorgesehenen Stellen möglich. Und genau da beginnt das Dilemma, wenn du eine solche Datenautobahn nicht mehr nutzen willst, weil du eine andere Gewohnheit ausbilden möchtest.
Wie ändere ich Gewohnheiten?
Gewohnheiten sind also „Datenautobahnen“ in unserem Gehirn. Automatismen, die durch häufiges Wiederholen entstanden sind und jetzt eingefahren sind, sodass es uns schwer fällt an einer Stelle abzufahren. Gewohnheiten verlaufen in sogenannten Gewohnheitsschleifen. Im Prinzip lassen sich einmal gebildete Gewohnheiten fast nicht abtrainieren. Du kannst jedoch die Autobahnen nutzen, um ein neues Verhalten aufzubauen. Das bedeutet, dass wir eine Gewohnheit auch aus einer neuen Perspektive betrachten können. Welche kleinen Dinge kann ich anpassen, damit mir meine Gewohnheit nutzt?
Was ist eine Gewohnheitsschleife?
Eine Gewohnheit besteht aus drei verschiedenen Teilen.
- Auslösereiz: ein Träger, der die Gewohnheit in Gang setzt
- Verhalten: der Weg um zum Ziel, der Belohnung zu gelangen
- Belohnung: das positive Gefühl, das entsteht, wenn wir eine Gewohnheitsschleife erfolgreich absolviert haben
- zusätzlich zeichnet sich eine Gewohnheit durch den Aufbau von Verlangen nach der Gewohnheit aus
Wenn du eine ungeliebte Gewohnheit in eine neue positive umwandeln möchtest, dann können dir diese Fragen dabei helfen:
- Was ist der Auslösereiz für deine Gewohnheitsschleife?
Wenn du deine Gewohnheit entdeckt hast, dann stell dir mal die Frage wodurch sie ausgelöst wird. Ist es die Uhrzeit? Ist es eine bestimmte Handlung? Ist es ein bestimmtes Gefühl? Ist es einbestimmter Ort oder eine bestimmte Situation?
Danach solltest du dich fragen:
- Welche Belohnung erfolgt am Ende meiner Gewohnheitsschleife?
Was ist es, dass dein Belohnungszentrum anwirft und so Glückshormone ausschüttet? Ist es eine soziale Interaktion? Ein Körpergefühl oder ein bestimmter Geschmack auf der Zunge?
Wenn du das herausgefunden hast, dann kannst du beginnen, deine Verhalten anzupassen.
- Welches Verhalten kann alternativ erfolgen?
Experimentiere hierbei gerne mit verschiedenen neuen Verhaltensweisen. Wichtig dabei ist, dass sie alle am Ende deinen Belohnungsreiz setzen müssen, da es sonst zu keiner Anpassung der Gewohnheitsschleife kommt.
Wenn dich Gewohnheiten interessieren, dann kannst du mehr zu Gewohnheitsschleifen im Buch von Charles Duhigg – Die Macht der Gewohnheit lesen.
Warum sollte ich meine Gewohnheiten ändern?
Zunächst einmal gibt es keinen Zwang Gewohnheiten zu verändern, außer du hast den Impuls aus dir selbst heraus. Wichtig, um eine Gewohnheit zu ändern ist, dass du selber es möchtest. Ein wesentlicher Bestandteil ist deine intrinsische Motivation. Bedenke dabei, es gab in deinem Leben einen Zeitpunkt, in dem sich die Gewohnheit ausgebildet hat, um dir etwas Gutes zu tun. Sei daher liebevoll und wohlwollend mit dir selbst.
Wenn du jetzt feststellst, dass eine Gewohnheit dir nicht mehr nützt oder dir im schlimmsten Fall sogar schadet, dann macht es Sinn diese zu ändern.
Wie oben beschrieben ist es dabei immer einfacher eine neue Gewohnheit auszubilden, statt eine alte um zu trainieren. Stelle dir also zunächst die Frage, welcher Weg ist der richtige für mich? Neues rein oder Altes raus?
Wie lange dauert es Gewohnheiten zu ändern?
Wenn du im Internet eingibst, wie lange es dauert, bis eine Gewohnheit etabliert oder geändert ist, wirst du unterschiedliche Ergebnisse erhalten. Es gibt verschiedene Studien die zu unterschiedlichen Ergebnissen kamen. Die Zahlen variieren da von im Schnitt 66 Tagen, zu 30 bis 90 Tage oder auch mal 21. Ich persönlich denke, dass es weniger an der Zeit fest zu machen ist, als an der Häufigkeit der Wiederholungen eine Gewohnheit. Wenn ich eine Gewohnheit täglich durchführe, dann kann es durchaus sein, dass sich innerhalb eines Zeitraums von 30-90 Tagen eine neue Gewohnheit etabliert. Wenn ich diese Gewohnheit allerdings nicht einmal am Tag sondern alle zwei Tage oder alle drei Tage durchführe, wird die gleiche Gewohnheit länger brauchen, um sich zu etablieren. Die Anzahl der Wiederholungen ist einfach weniger.
Meiner Ansicht nach, musst du eine Handlung etwa 70-100 mal wiederholen, damit sie zu einer neuen Gewohnheit wird.
Was sind Gewohnheiten erfolgreicher Menschen?
Gerade bei erfolgreichen Menschen, lohnt es sich die festen Gewohnheiten anzusehen. Unter anderem sind diese zehn Gewohnheiten überschneidend bei mehreren Persönlichkeiten.
- frühes aufstehen
- eine feste Morgenroutine
- regelmäßiger Sport
- Aufgabenlisten für den Tag schreiben
- kontinuierliches Lernen, bsp. durch lesen
- dankbar sein
- regelmäßige Pausen
- feste Ziele setzen und verfolgen
- ausreichend Schlaf
- Anderen etwas Gutes tun
Wie viele dieser Routinen zählen auch zu deinen eigenen? Vielleicht dienen sie dir ja als Impulse, welche neuen Gewohnheiten du dir schaffen könntest.
Feste Routinen können auch deine Resilienz stärken. In meinem Resilienz Guide habe ich dir kleine Impulse für mehr Resilienz zusammengefasst, die du in deine täglichen Gewohnheiten integrieren kannst.
Warum ist es schwer eine Gewohnheit zu ändern?
Wie bereits oben beschrieben, bildet sich durch das Wiederholen einer Tätigkeit eine Gewohnheitsschleife aus.
Das hängt mit der Funktionsweise unseres Gehirns zusammen. Das Gehirn benötigt im Verhältnis zu seiner Masse, viel Energie. Etwa 20 Prozent unseres täglichen Energiebedarfs benötigt das Gehirn. Dabei wird es vor allem mit Glukose gefüttert. Diese Energie war kostbar. Nicht in allen Zeiten stand so viel Nahrung zur Verfügung wie jetzt. Auch die „Rechenleistung“ unseres Gehirns hat nur begrenzt Kapazität. Wenn mir diese Kapazitäten mit „Alltäglichkeiten“ blockieren, haben wir keine Möglichkeit uns neue Dinge anzueignen. Unsere Gehirn hat also Mechanismen entwickelt, um zu sparen. So entwickeln sich Gewohnheiten.
Der Schweinehund ist dir sicher ein Begriff. Er ist der Energiesparwächter. Er achtet darauf, ob sich eine Anstrengung lohnt, oder ob du es lieber bleiben lassen solltest.
Diese Mechanismen sind dafür verantwortlich, dass es dir so schwer fällt eine Gewohnheit zu ändern.
Im Video kannst du dir die verschiedenen Areale des Gehirns mit ihren Funktionen ansehen.
Fazit
Eine Gewohnheit zu ändern, kann anstrengend sein, wird dir aber langfristig Energie sparen. Versuche dir positive Gewohnheiten aufzubauen, die dich deinen Zielen näher bringen, die dir Kraft geben und die dein Leben bereichern. Dafür kann es hilfreich sein, die Menschen zu suchen, die dich auf deinem Weg begleiten. So hast du auf der einen Seite die Unterstützung, auf der anderen Seite aber auch den Zwang etwas zu tun. Eine starke Morgenroutine, kann deinen ganzen Tag positiv beeinflussen auch wenn er danach nicht mehr läuft, wie geplant. Lass deine Gewohnheiten zu einem Teil der persönlichen Weiterentwicklung werden und traue dich mit kleinen Schritten zu starten.
„Wir sind das was wir wiederholt tun. Erfolg ist daher keine Handlung, sondern eine Gewohnheit.“
Aristoteles

Als weibliche Führungskraft in einem stressigen Umfeld weiß ich aus eigener Erfahrung, wie wichtig es ist, sich mit dem Thema Stress und dessen Folgen auseinanderzusetzen. Deshalb habe ich, gelernte Krankenschwester und Gründerin, es mir zur Aufgabe gemacht, meine Erfahrungen und Erkenntnisse zu teilen und mehr Bewusstsein für das Thema zu schaffen. Meine Inhalte und Impulse sind von mir selbst erprobt und stammen aus der Praxis. Ich möchte Frauen in Führungspositionen dabei unterstützen, ihre Stressoren zu erkennen und gezielt Konflikte zu bewältigen.

