Die 7 Säulen der Resilienz näher erklärt

Entstehung

Wie bereits in meinem Artikel über die Definition der Resilienz beschrieben, greift der Begriff der Resilienz unter anderem auf die Studie von Emmy Werner zurück.

In ihrer Studie unterschied sie in drei Bereiche der Resilienz Faktoren. Solche, die auf die Persönlichkeit zurück gehen. Die zweiten, die auf die Familie zurück gehen und zuletzt die, die auf die Umwelt zurück zu führen sind.

Bei der Persönlichkeit zeigte sich, dass Kinder, die ein eher sonniges Gemüt hatten, also eher positive Reaktionen bei Erwachsenen auslösten, statistisch deutlich resilienter waren. Auch Kinder, die bereits im Vorschulalter eigenständiger Probleme lösen konnten, sind im Vergleich zu denen, die dies nicht konnten, eher resilienter.

Die Familie spielte eine weitere große Rolle. Dabei war jedoch ganz besonders wichtig, dass ein Kind zumindest eine stabile Bezugsperson hatte. Ob diese Bindung zu Mutter, Vater oder einer Kindergärtnerin bestand, spielte für die Resilienz keine ausschlaggebende Rolle.

Als dritter entscheidender Einfluss zeigte sich die Umwelt. In diesem Fall das soziale Umfeld. Freunde, Nachbarn, Vereinsmitglieder oder ähnliches. Dieses selbstgewählte soziale Umfeld stärkt die Resilienz.

2016 analysierte und verglich die Psychologin Martha Höfler  insgesamt 664 Studien zum Thema Resilienz für ihre Dissertation. Dabei stellten sich die heute benannten sieben Säulen der Resilienz heraus.

Bambus Steine Haufen Stapel
Was hinter uns liegt und was vor uns liegt, sind Winzigkeiten im Vergleich zu dem was in uns liegt.
– Henry David Thoreau – 

Die sieben Säulen der Resilienz

Selbstwirksamkeit

Unter Selbstwirksamkeit verstehe ich die Gewissheit, dass mein Handeln eine Bedeutung oder Konsequenz hat. Wenn ich also das Gefühl haben, dass mit meinen Taten keine Wirkung erzielt werden kann, dann geht es mir schlecht und landen im schlimmsten Fall in Depressionen und Resignation. Ich möchte auch in schweren Situation die Gewissheit haben, dass ich über mich selber bestimmen kann und das das etwas für mich bewirkt. Auch, dass ich durch mein Tun Erfolge erzielen kann, ist Teil von Selbstwirksamkeit.

  • Beispiel: Wenn ich auf den Lichtschalter tippe, dann geht das Licht an. Banal? Ich habe aber blöd geschaut, als es beim letzten Mal nicht funktioniert hat.

Optimismus

Optimismus ist die Fähigkeit auch in schlechten Situation etwas positives zu sehen, Das Glas ist halb voll und der Regen bedeutet, nicht, dass die Wanderung abgesagt ist, sondern, dass das die Chance ist auf dem Sofa zu sitzen und sich auszuruhen oder ein Buch zu lesen. Optimismus bedeutet nicht, dass immer alles gut ist, sondern ist mehr eine Einstellung manchmal die rosarote Brille mit Absicht auf zu lassen, damit es nicht so grau ist.

  • Beispiel: Ich bin der festen Überzeugung, dass ich immer einen Parkplatz finde. Ist auch so, meistens sogar sehr nah dort, wo ich hin will.

Akzeptanz 

Ich kann Dinge annehmen wie sie sind. Ich weiß, wann ich nichts mehr tun kann und wo die Grenzen meines Handelns erreicht sind. Auch ist es wichtig nicht zu hadern oder nach zu verhandeln. Aber Akzeptanz ist auf keinen Fall gleich zu setzen mit Resignation. Es ist ein bewusstes Wahrnehmen der Situation oder einer Grenze, die ich nicht eigenständig beeinflussen kann. Wie das Wetter.

  • Beispiel: Es regnet, obwohl ein Ausflug geplant war? Kann ich leider nicht ändern. Also Schirm oder zu Hause bleiben.

Verantwortung

Ich als Person übernehme Verantwortung. Für meine Gedanken, Entscheidungen und meine Taten. Ich stehe zu Fehlern, denn sie sind etwas Gutes, an dem ich lernen und wachsen kann. Und mal ehrlich, wem wurde jemals der Kopf abgerissen, wegen eines Fehlers. Zur Verantwortungsübernahme gehört natürlich auch eine gute Portion Selbstbewusstsein und sich nicht der Hilflosigkeit oder Starrer hinzugeben.

  • Beispiel: Ich habe einen Fehler gemacht. Passiert, meine Schuld. Bisher ist mir noch nicht der Kopf abgerissen worden.

Netzwerkkompetenz

Wir Menschen sind soziale Wesen. Wir sind evolutionstechnisch nur so weit gekommen, weil wir uns in Gruppen verbündet haben, uns geholfen und unterstützt haben. Auch heute wollen wir immer noch zu einer Gruppe dazu gehören, denn das gibts uns das Gefühl dazu zu gehören. In dieser Gruppe unterstützen wir einzelne Personen und werden natürlich auch von ihnen unterstützt, wenn wir Hilfe benötigen. Hilfe annehmen und geben ist also beides im Einklang und keineswegs ein Zeichen von Schwäche. Auch ist es erlaubt Komplimente an zu nehmen und auch zu geben. Probier es mal aus. Fühlt sich schön an.

  • Beispiel: Eine Website bauen ist sehr tückisch. Ich weiß aber wen ich um Rat fragen kann, wenn es klemmt.

Ziele

Sie sind wichtig, damit wir wissen, warum wir etwas tun und wo die reise hin geht. Ein Ziel kann so ein Leitstern sein, damit wir nicht die Orientierung verlieren. Dabei ist das richtige Maß wichtig. Es sollte herausfordernd, aber nicht überfordernd sein. Außerdem können wir uns über ein erreichtes Ziel freuen und unseren Erfolg feiern. Jemand der zielgerichtet an Aufgaben heran geht, ist proaktiv und so wiederum in seinem handeln selbstwirksam.

  • Beispiel: Ich möchte nach Köln fahren. Egal ob mit Bus, Bahn, Auto oder Flugzeug. Wenn klar ist wo ich hin will, ist der Weg und das Fortbewegungsmittel egal.

Lösungsorientierung

Je flexibler eine Person sich auf neue Situationen einstellen kann, um so resilienter ist sie. Dabei hilft Kreativität zu neuen Lösungen für aufregende Probleme zu kommen. Wichtig  in der Einstellung ist dabei, dass sich auch im Verlauf manchmal eine neue Lösung ergibt, die es am Anfang noch nicht gab. Im Prozess die Augen offen zu halten und solche Ideen zu erhaschen ist eine große Stärke.

  • Beispiel: Sonntag Kuchen backen und keine Eier mehr im Haus? Kein Problem, die Nachbarn fragen, wäre genauso denkbar, wie die Eier durch Apfelmus oder Leinsamen zu ersetzen.

Mein Fazit zu den sieben Säulen

Ich hoffe ich konnte dir einen Einblick in die sieben Säulen der Resilienz geben und meine Erklärungen helfen dir, besser zu verstehen, dass oftmals eine Säule die andere bedingt. Gleichzeitig hat jeder Mensch individuell Stärken in einzelnen Bereichen und mehr Zugang zu der einen oder anderen Säule der Resilienz. Vieles ist erlernbar und nichts in Stein gemeißelt.

Ich werde an einer herausfordernden Situation wachsen, weil ich kreative Lösungen finde, diese umsetzte und Verantwortung für mein Handeln übernehme.

Ich habe mein Ziel im Blick und mein soziales Umfeld, als Sicherungsnetz, wenn etwas schief geht. Auch das kann ich akzeptieren, wenn die Umstände nicht von mir beeinflussbar waren.

Tipps zum Resilienztraining

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